POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
Island/Univetsal CD (als LP geplant)
(40’)
An der Textzeile „Ich bin morgens
immer müde, aber abends werd ich
wach“ kam Ende
2 0 1 2
kein Hitra-
dio-Hörer vorbei, die zugehörige
Bearbeitung eines Sixties-Schla-
gers von Trude Herr lief dam als
wochenlang im Dauereinsatz auf
allen W ellen. Ähnlich hum orvoll
und hintersinnig geht’s nun auf
dem zweiten Album von Laing zu.
Zum zackigen Elektrobeat singen
die Berlinerinnen hier pointen-
reich von den Defiziten heutiger
Stad tn eurotiker („Schw ächen“),
vom Körperkult in der Muckibude
(„Zeig deine M uskeln“) und der
oft vergeblichen Suche nach „dem
Richtigen“ („Safari“). Spaßige So-
zialstudien in Songform.
hake
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★ ★ ★
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Tweedy
SUKIERAE
Anti/Indigo CD (auch als LP erhältlich)
(72’)
M it Sohn Spencer am Schlagzeug
sollte „S ukierae“ vielleicht sein
„W eißes Album “ werden. Manche
Songs klingen durchaus inspiriert
von John, Paul und George. Der
W alzer „W ait For Love“ etwa, als
hätten sich dafür Harrison und
M cCartney zusam m engetan. Der
Amateur-Charme - eigentlich eine
Nicht-Produktion - bei dem ganzen
Do-it-yourself-U nternehm en hält
sich manchmal sehr in Grenzen. Das
erinnert, weil das Potenzial unter
anderem nicht nur des exquisiten
„Honey Comb“ nur unzulänglich
realisiert wurde, an das Solodebüt
von McCartney:
2 0
(!) Songs in teils
dilettantischem Homerecording!
F. Sch.
MUSIK ★
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KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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B uchkritik
Fundgrube für die Fans
Mit Mike Rutherford veröffentlicht zum ersten Mal
ein ehemaliges Genesis-Mitglied eine Autobiografie
M ick Jagger hält den M arkt an
Rockstar-Autobiografien für kom -
plett gesättigt. M ike Rutherford
nicht. Der hatte im berühmtesten
Song seines Mike & The Mecha-
nics-Projekts erklärt, wie sehr es
ihn schm erze, beim Tod seines
Vaters nicht präsent gewesen zu
sein. „The Living Years“ ist auch
Originaltitel des Buches. Und was
er in besagtem Hit schon bekannt
hatte, führt er hier sehr ausführ-
lich w eiter aus. Am Ende steht
die Erkenntnis, dass er nach aller
Ablehnung seinem Vater doch sehr
ähnele.
Erstmals plaudert hier ein M it-
glied der kom m erziell ungemein
erfolgreichen Band Genesis frei-
mütig aus dem Nähkästchen. Über
das von Pop-Mogul Jonathan King
betreute Debüt für Decca Records
und die Tatsache, dass die Band -
ähnlich wie die Who - mit Tourneen
und dem im m er größeren für die-
selben getriebenen Aufwand jah-
relang immense Schulden anhäufte
und der ganze ProgRock-Glamour
der frühen Jahre sich nicht so
auszahlte w ie bei Pink Floyd. Über
seinen ersten (Horror)LSD-Trip, die
Entstehung der LPs, problem ati-
sche Festival-Auftritte und vom M a-
nagem ent ausgehandelte Verträge
mit einem mafiösen brasilianischen
Impresario, der dort praktisch ein
landesweites Monopol für derlei
Konzertveranstaltungen hatte. Über
das New Yorker Debüt-Konzert, das
er auf der Bühne als Fiasko erlebte
(„M ein Rickenbacker brummte so
grauenvoll, dass ich den ganzen
Abend keine Note hörte“), aber
am nächsten Tag in der „New York
Tim es“ sehr gelobt w urde. Und
über sehr hübsche Groupies, vor
denen man sich auf US-Tourneen
als englische Band offenbar so w e-
nig retten konnte (oder w ollte) wie
Rolling Stones und Led Zeppelin.
W ortkarg bleibt er, als er auf
den A usstieg von Steve Hackett
Cassandra Steen
SPIEGELBILD
Island/Univetsal CD
(48')
Sie wurde im Schatten von Xavier
Naidoo, Sabrina Setlur und Moses
Pelham groß - und hat diese doch
bereits überrundet. Zusammen mit
Ko-Songwriter und Koproduzent
Tim Bendzko, mit dem schon die
letztjährige Single „Unter die Haut“
entstand, hat Cassandra Steen zwölf
Songs erarbeitet, die zwar keine
Überraschung bieten, bisherige Fans
von Bendzko und Steen aber den-
noch erfreuen: Ihre schmeichelnde
Soulstimme ist über jeden Zweifel
erhaben, so dass die glattgeschliffe-
nen und melodisch vorhersehbaren
Songs dennoch gepflegte Pop-Un-
terhaltung garantieren. Wie könnte
ihre Stimme allerdings in mutigeren
Arrangements glänzen!
pb
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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MIKE
R U TH E R FO R D
A A - tf\tH C n e te i J L fO fn -S
M ike Rutherford: Rhythmen des
Lebens - Die erste Genesis-Autobio-
grafie (Hannibal Verlag), 256 Seiten,
23,99 Euro
und Peter G abriel aus der Band
kom m t. Den M ythos, Brian Eno
habe zu „The Lamb Lies Down On
Broadw ay“ w esentliche m usika-
lische Beiträge geliefert, entzau-
bert er ganz nebenbei. Nach der
US-Tournee mit diesem Album als
teure Show schuldete die Band
dem Label Charisma w ieder ein
paar
1 0 0 .0 0 0
Pfund mehr, und Peter
Gabriel verabschiedete sich. Den
Jahren, in denen schließlich das
ganz große Geld m it Phil Collins
als neuem Sänger floss, widm et er
nur wenige Kapitel zum Schluss.
Franz Schöler
Lucinda W illiam s
DOWN WHERE THE
SPIRIT MEETS THE BONE
Highway Twenty/Thirty Tigers/Alive 2 CDs
(100’)
Auch als LP geplant
Den renommierten Kollegen (unter
anderen Bill Frisell, Tony Joe W hite,
Ian McLagen, Pete Thomas) räumte
Produzent Greg Leisz während der
Sessions bei den meisten Songs
viel Zeit ein, um dort des längeren
zu brillieren. Die Country/Am eri-
can a/S o u l-M isch u n g derselben
veredelt bisweilen ein Chor mit viel
Gospel-Gefühl. Bei den gut andert-
halb Stunden mit fast ausnahmslos
getragenen Balladen tendiert Lu-
cinda W illiam s m ittlerw eile häufig
dazu, die Songtexte leicht schlaf-
w andlerisch, näselnd-nuschelnd
vorzutragen. Das muss man mögen.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
John Illsley
TESTING THE WATER
Cteek/Rough Trade CD
(38’)
Die heilende Kraft von Musik. Gut,
im Falle von John Illsley brachte die
nicht allein den Erfolg. Zunächst
besiegte eine Stammzellentherapie
seine Leukämie, schon im Kranken-
bett unterstützte das Urm itglied
der Dire Straits die G enesung
dann aber m it dem Schreiben
neuer Songs fürs tadellose vierte
Soloalbum . Die Früchte der W ie-
dererstarkung erntet der Bassist/
Sänger jetzt in angenehm ruhigen
Titeln zwischen Folk, Country und
Rock, die klanglich stark an die Dire
Straits angelehnt sind. Den Opener
„Railway Tracks“ über die Achter-
bahnfahrt des Lebens darf man
sicher autobiografisch verstehen.
hake
MUSIK ★
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KLANG ★
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132 STEREO 11/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
